Rheinpfalz-Artikel 20.11.13
Rheinpfalz-Artikel 20.11.13

Gegen den Wind

 

„Against the wind - Eine Radreise zum Ende der Welt“ hat Marco Traub sein soeben erschienenes Buch genannt. Gegen den Wind habe er sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen, bis er nach dem Start im heimatlichen Völkersweiler / Pfalz nach insgesamt 2.225 Kilometer langer Reise auf dem Fahrrad nach 20 Tagen sein Ziel Santiago de Compostela und einen Tag später Kap Finisterre erreicht hatte, das die Römer einst für das Ende der Welt hielten.

 

Angezogen habe ihn eine solche Reise  schon lange, aber er habe immer Ausreden dagegen gefunden, erzählt Traub. Bis für ihn zu Stress und Hektik in seinem Job eine einschneidende Beziehungskrise dazu kam. Da habe er etwas gebraucht, um seinen Kopf wieder frei zu bekommen, sich selbst wieder zu finden.

 

 

 

25 Tage Urlaub einschließlich Überstunden im Mai 2012 mussten für diese Reise reichen, erzählt er. Infos für seine Vorbereitungen habe er in Internet und Literatur gefunden. Mit rund 850 Kilometern Aufbautraining mit seinem Rad habe er sich auf die körperlichen Anforderungen vorbereitet. Nachdem er dabei Bekanntschaft mit dem Hungerast gemacht hatte, habe er gelernt, wie wichtig der richtige Takt beim Fahren ist. In rund einer bis 1 ½ Stunden 20 bis 25 Kilometer fahren, dann Pause machen und essen und trinken. Wenn er Zweifel hatte, ob er diese Reise überhaupt schaffen könne, hätten ihn seine Freunde in seinem Plan bestärkt.

 

 

 

Ausgestattet mit zwei Packtaschen, gefüllt mit dem Nötigsten an Kleidung und Ausstattung, einem leichten Zelt, Isomatte und Schlafsack, einem Rucksack, in dem  er Papiere, Geldbeutel, Kamera, Laptop für seine Tagebuchaufzeichnungen und  von seinen Freunden vorbereitete kleine Zettel mit den wichtigsten Fragen aufbewahrte, die ihm in Frankreich und Spanien bei der Verständigung helfen sollten, sowie einem Navigationsgerät fürs Fahrrad startete Traub am 5. Mai 2012 daheim bei strahlenden Sonnenschein.

 

 

 

Die Zettel seien ihm sehr hilfreich gewesen. Das Navi allerdings nicht allzu zuverlässig. Vor allem, als er  in Frankreich das Zentralmassiv umfahren wollte, habe es ihn oft auf unwegsame Irrwege geschickt. Im Gegensatz zu Spanien, wo der Jakobsweg mit gelbem Pfeil oder Muschel gut ausgeschildert sei, finde man in Frankreich keine Hinweise darauf. Vor allem in den Pyrenäen habe er sein Rad auch viel geschoben. Bergab sei es dann für ihn leichter gewesen als für die Fußgänger. Die begegnen Radfahrern kritisch, weil viele von ihnen oft rücksichtlos fahren. Unter Radfahrern sei die Hilfsbereitschaft sehr gut.

 

 

 

Manchmal treffe man jemanden, sei ein Stück gemeinsam unterwegs, erinnert sich Traub auch gerne an eine Begegnung auf dem Camino mit einem Pfälzer. Meistens jedoch sei man allein. Dann rede man mit sich selbst und fluche über den Gegenwind und das Wetter. In den Herbergen vergesse man dann alle Mühsal. Da passen alle aufeinander auf und seien wie eine große Familie.

 

 

 

„Es dauert drei Tage, bis man sich eingelebt hat ins Vagabundenleben“, erinnert sich Traub. Schon nach der ersten Nacht habe er überlegen müssen, was er mit seinem regennassen Zelt machen soll. Von da an habe er meistens in kleinen Hotels oder Pensionen und in Spanien in den Herbergen übernachtet.  Ab dem zweiten Tag habe ihn sein Knie gezwickt. Auch eine Zwangspause und Tüten voll Eis darauf hätten wenig geholfen. Er sei weiter gefahren, auch als das Knie am dritten Tag dick angeschwollen war.  Am fünften Tag habe er deswegen aufgeben wollen. Aber der Sinn seiner Reise hätte damit für ihn ganz persönlich ihren Wert verloren, erklärt er. Also habe er es nochmal versucht und sich durch gequält. „Man gewöhnt sich an Schmerzen“, sagt er.    

 

 

 

Schwer zu beschreiben, was mit einem auf dem Weg nach Santiago de Compostela geschieht, sagt Traub. Wer auf dem Camino war und dort ankomme, sei erst mal überwältigt, beschreibt Traub seine ersten Eindrücke. Alle, denen man dort begegnet, lächeln und haben ein Strahlen in ihren Augen. Auch wenn man in Finesterre am Meer ankomme, sei das sehr beeindruckend.

 

 „Ich hatte mir meinen Kopf frei gefahren. Bin reifer geworden. Entspannter“, blickt Traub zurück. Das habe auch daheim noch lange angehalten.

 

 

 

Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen, vielleicht den einen oder anderen durch dieses Buch zu einer solchen Reise anzuregen und ihm die Ängste und Bedenken davor zu nehmen. Gleichzeitig habe er sich selbst damit einen kleinen Traum erfüllt. Er hätte allerdings nicht gedacht, wie schwer es sein würde, seine Erlebnisse einigermaßen unterhaltsam zu Papier zu bringen und wie viel Arbeit und Aufwand nötig seien, bis daraus ein Buch entstanden ist, sagt Traub.

 

 

 

In diesem Jahr ist Marco Traub noch einmal mit seinem Fahrrad auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. Diesmal von Bayonne aus.  Mit nur  1.019 Kilometern in 24 Tagen hat er sich auch Zeit für Begegnungen und Gespräche genommen. Für das nächste Jahr plant er diese Reise zu zweit. (brö)  

 

 

 

Infos von Marco Traub :

 

Homepage : http://marcotraub.jimdo.com/

 

Mail: MarcoTraub@gmx.de

 

Telefon : 06346 / 934033

 

Handy : 0163 / 6324473

 

 

 

 zum Buch :

 

Verlag BoD-Books on Demand, Norderstedt

 

ISBN : 978-3-7322-7341-6

 

Im Buchhandel erhältlich                      

 

Trifels Kurier 12.12.2013
Trifels Kurier 12.12.2013